Ein bisschen überraschend für mich waren die vielen Reaktionen auf die Blog-Beiträge zum bindungsvermeidenden Beziehungsstil. Das hat mich sehr berührt und gezeigt, dass das Thema auch abseits von Social Media Aufmerksamkeit erfährt und für viele eine persönliche Relevanz hat.
Über 70 % der Zuschriften zu den Beiträgen haben eines deutlich gemacht: Bindungsvermeidung trifft Menschen tief ins Herz. Für zahlreiche Betroffene ist eine solche Beziehung zwischen Sehnsucht und Verletzung ein Drahtseilakt. Deshalb möchte ich heute – auf vielfachen Wunsch – O‑Töne sammeln, die zeigen, wie es sich anfühlt, wenn ein Partner Nähe systematisch abwehrt.
Ich habe meine Kollegin Martina H. gebeten, die, so dachte ich mir das, schon einiges Material dazu gesammelt hat, hier etwas zusammenzustellen, was ihr typisch erscheint.
Warum uns dieses Thema so bewegt
Martina H.: Bindungsvermeidung ist ein häufiges, aber am wenig besprochenes Beziehungsmuster. Wer selbst einen bindungsvermeidenden Partner hat, erlebt nicht nur Zurückweisung, sondern oft auch Verwirrung, Selbstzweifel und tiefe Wut. Die folgenden Zitate stammen aus Zuschriften und Gesprächen – sie sind authentisch und ehrlich. Sie spiegeln wider, was viele Menschen in dieser Lage empfinden.
Hinweis:
Diese Aussagen dokumentieren subjektive Gefühle und Erlebnisse. Wir veröffentlichen sie ohne Wertung – sie zeigen lediglich einen Teil des Spektrums dessen, was Betroffene durchmachen.
Wenn wir diese Zitate hier bringen, heißt das nicht, dass wir sie „richtig“ finden oder die gemachten Aussagen stützen. Sie reflektieren das Erlebte. Diese Aussagen spiegeln die Verzweiflung, Verletzlichkeit und Sehnsucht derjenigen wider, die sich Bindung und Nähe wünschen, aber immer wieder mit Abwehr und Distanz konfrontiert werden.
ZITATE von Menschen ,
die in einer Beziehung mit einem bindungsvermeidenden Menschen waren oder sind:
Vorwürfe der Verantwortungs‑ und Gefühlsverweigerung
„Wenn du nicht bereit für eine Beziehung bist, hör’ auf, emotionale Bindungen einzugehen, die du nicht halten kannst oder willst.“
„Du bist nicht ‚schlecht in Beziehungen‘, du bist zu feige, Verantwortung zu übernehmen. Du willst nur die Annehmlichkeiten und machst dich aus dem Staub, wenn die Realität unvermeidlich wird.“
Vorwürfe zu der Angst vor Nähe
„Nenne es nicht fehlende Chemie, wenn du nicht fähig bist, eine Verbindung einzugehen. Flirte nicht, wenn du Angst hast, dass dich jemand auswählt.“
„Du denkst, deine Gedanken und Gefühle sind die Realität – das ist emotional total unreif. Mit dieser Einstellung verlässt du den Boden einer gemeinsamen Kommunikation.“
„Warum bist du mir hinterhergerannt, wenn du keine Tiefe kannst!“
Beschreibung des Schmerzes und der Verwirrung
„Du lässt die Menschen, die dich lieben, verletzt und verwirrt zurück. Sie fühlen sich ausgenutzt und geben sich die Schuld für etwas, wofür sie nichts können.“
„Während du dich wieder ‚frei‘ fühlst (von den Gedanken, die du dir selbst gemacht hast), frage ich mich, was ich falsch mache, nur weil ich dich lieben.“
„Ich fühle mich, als würde ich gegen eine Mauer reden, wenn ich über meine Gefühle spreche. Oder schlimmer, ich fühle mich wegen meiner Gefühle von dir verachtet.“
„Deine ständige Flucht lässt mich glauben, ich sei nicht genug.“
Drastische Metaphern und Bilder
„Du möchtest Aufmerksamkeit, Wärme, Nähe, … bis du das alles tatsächlich bekommst.“
„Angst zu haben ist kein Freibrief, Menschen zu verletzen, die mit offenem Herzen auf dich zugehen.“
„Du bist der einzige Mensch, mit dem ich Sex ohne Berührung hatte.“
„Für dich muss ich mich herunterdimmen, damit ich erträglich für dich bin. Weißt du, wie beschämend sich das anfühlt?“
„Du hast mein Vertrauen erschlichen und mich dann weggeworfen, nur um dir deine homöopathische Dosis Nähe abzuholen.“
„Ich habe in den Trümmern unserer Beziehung gelebt, während du längst weitergezogen bist.“