Dinge werden erträglicher, wenn wir sie in Sprache fassen.
Dies sehen wir beim Tagebuch Führen. Und das spüren wir, wenn wir einem Freund erzählen, was uns bedrückt. Das erfährt ein Klient beim Coaching oder in einer Therapie. Mit der Formulierung
unserer Gedanken beginnen wir, uns selbst zu verstehen. Sprache ist die Verbindung von Emotion, Verstand und Bewusstsein. Sie ist zudem das Werkzeug des Denkens.
Sprache bringt uns auch in Freundschaften und Beziehungen näher zusammen. „Wenn du das machst, fühle ich mich ...“ - Eine so formulierte Botschaft ruft ganz ohne Vorwurf eine Dynamik zu mehr Vertrautheit hervor. Wir können uns das so vorstellen wie mehrere Metronome, die unterschiedlich ticken. Sie kommen in Einklang, wenn man sie auf eine bewegliche Oberfläche stellt. Das ist es, was Sprache leistet: Sie bringt uns in Einklang. Sie schafft Verbindung, wo Unterschiede bestehen.
Wir müssen dabei davon ausgehen, dass wir alle unterschiedliche Sprachen sprechen. Und wenn wir uns bewusst machen, wie schwierig es ist, eine Fremdsprache zu erlernen, bekommen wir eine Idee davon, was es heißt, sich auf die Sprache eines anderen und damit auf ihn einzulassen. Da reicht es nicht, zwei, drei Botschaften gehört und verstanden zu haben. Das Erlernen ist ein langer, intensiver Prozess, der nur stattfindet, wenn wir Interesse daran haben.
Manche glauben, ein gegenseitiges Verständnis sei auch ohne diesen Lernprozess möglich. Soetwas erleben wir in Augenblicken, in denen wir eine Situation mit jemandem gemeinsam erleben, der einen
ähnlichen Erfahrungsschatz oder kulturellen Hintergrund hat. Und es kommt vor, wenn wir uns ausschließlich nur auf der Sachebene bewegen. Und schließlich vertrauen auch rettungslos
verlorene Romantiker darauf, dass ihre Beziehungen ganz ohne Sprache funktionieren.
(Spoiler: es funktioniert nicht!)
Die Momente stillen Einverständnisses, wenn man gemeinsam beglückt ein Musikstück hört und sich dabei liebevoll anlächelt, können sehr trügerisch sein , weil man davon ausgehen kann, dass jeder vollkommen unterschiedliche Dinge dabei erlebt und fühlt.
Je weniger wir bei unserer Kommunikation über uns filtern und editieren, desto authentischer ist sie und desto verletzlicher präsentieren wir uns. Dazu gehört Mut beim Sprecher und Anstand beim
Zuhörer, denn das Reden über Gefühle gegenüber den falschen Menschen ist "wie das Bluten einer Wunde im Haifischbecken."
Wir alle kennen den Spruch „Man kann Dinge kaputtreden“. Tatsächlich trifft das nur in zwei Fällen zu:
Erstens, wenn jemand ungeübt formuliert und dabei nicht sagt, was er wirklich meint, kann er ungewollt verletzen und
Zweitens, wenn der Zuhörer gar nicht an einem ehrlichen Austausch interessiert ist und Aussagen absichtlich falsch versteht.
In den meisten Fällen meint der Spruch jedoch etwas anderes:
Durch die Sprache wurde deutlich, was schon lange kaputt war. Oft können Menschen die unangenehme Wahrheit nicht ertragen, sobald sie laut ausgesprochen wird. Dann machen sie den Überbringer der Botschaft – also die Sprache selbst – verantwortlich, statt zu erkennen, dass das Problem schon vorher existierte. Sprache hat also keine zerstörerische Kraft an sich, sondern zeigt lediglich die Risse, die schon da waren.
Wenn wir eine echte Verbindung suchen, gibt es keine Alternative zur Kommunikation.
Our Language is alright.
